Linz, 03. April 1930

«Wenn Du nicht weg willst von mir, werden wir unser ganzes Leben beisammen sein.»

Leiding, 28. October 1930

«Wie tut es mir leid, dass ich Dir am Sonntag so viel Schmerz zufügen musste, ohne eigentlich schuldig zu sein. Ich weiß noch nicht, was Dich aus dem Gleichgewicht geworfen hat, sicher aber sind es Deine Kräfte und Säfte, die in Deinem Innern ihr Spiel trieben.»

Linz, 05. August 1931

«Mein Wunsch, Dir zu schreiben, musste in diesen Tagen zurückgestellt werden, da ich wirklich die Hände voll zu tun gehabt habe. Samstag war ich bei den Kommunistenversammlungen.»

Linz, 12. April 1932

«Hoffentlich erschrickst Du nicht, wenn Du einen Brief von mir erhältst; aber unsere Aussprache gestern hat mich so sehr erschüttert und es liegt in mir soviel Unausgeglichenes, dass ich eben schreiben muss.»

Frankreich, 17. June 1940

«Durch Zufall bin ich nach Losheim gekommen, vorbei an Deutschen Bunkern und Sperrforts, vorbei an französischen Gefangenenkolonnen. Ich schreibe Dir rasch ein paar Zeilen, da ich sie per Post befördern kann.»

Frankreich, 30. June 1940

«Was Du von Aufpassen und Infektion schreibst, weiß ich nicht recht zu denken. Für alle Fälle will ich aber Folgendes feststellen. Diese Furunkulosis ist bei uns eine stark grassierende Krankheit, die mit dem Kostwechsel, der bisherigen Vitaminarmut der Kost sowie mit der geschlechtlichen Enthaltsamkeit zusammenhängt.»

Im Osten [Brief, maschinengeschrieben], 01. October 1942

«Seit gestern Mitternacht, wo ich aus schwerem gegenwärtigem Dienst kam, schreibe ich Dir bereits den vierten Brief, der erste und dritte wurde zerknüllt, der zweite steckt noch in meiner Tasche. Ich finde nicht den richtigen Ton, ich bin zutiefst aufgewühlt, zu schwer aus meiner Bahn geworfen.»

Im Osten [Brief, maschinengeschrieben], 03. October 1942

«In meiner Abwesenheit soll kein Mann Deine und meine Wohnung betreten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Dich auf der Straße bedrängen kann. Der Frontsoldat und die Frau des Frontsoldaten sind heute mehr geschützt als je, für derartige Bedrängungen steht Zuchthaus, ja in besonderen Fällen sogar Todesstrafe. Das scheint Herr Pranger nicht genau zu wissen.»

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Florian Tröbinger

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19′56′′

Erste Briefe Ende Studienzeit. Walter wird Journalist, erlebt den Krieg zuerst in Frankreich, dann an der Ostfront. Da die Briefe von der Front von einer Zensurstelle geprüft werden, schreibt Walter bewusst optimistisch.
Walter und Traudl sind die Grosseltern von Jeanette: Jeanette an den Vater ihres Kindes, 1985