Mats Staub
Im Laufe von zwanzig Jahren künstlerischer Arbeit hat Mats Staub Formate erfunden und Arbeitsweisen entwickelt, die sich zwischen Theater und bildender Kunst, Journalismus und Literatur verorten.
Mats Staub (*1972) ist in der Schweiz in Muri bei Bern aufgewachsen, er lebt in Berlin. Er studierte Theaterwissenschaft, Journalistik und Religionswissenschaft in Bern, Fribourg und Berlin, arbeitete als Journalist für verschiedene Publikationen und als Dramaturg am Theater Neumarkt in Zürich, wo er 2004 mit der Entwicklung eigener Kunstprojekte begann.
Seine Arbeiten sind meist Langzeitprojekte und zeichnen sich durch einen geduldigen und zugewandten Blick auf Menschen aus–sie verhandeln elementare Themen des Lebens in einem Kontext des Gemeinsamen. So führte er beispielsweise in vierzehn Städten mit mehr als dreihundert Menschen Gespräche darüber, was sie von ihren Grosseltern wissen. Die fortlaufend erweiterte Audio-Installation Meine Grosseltern|Erinnerungsbüro wurde an unterschiedlichsten Institutionen gezeigt, u.a. am Theater Basel (2008), bei den Wiener Festwochen (2009) und im Historischen Museum Frankfurt (2012).
In der Video-Installation 21–Erinnerungen ans Erwachsenwerden portraitiert er Menschen unterschiedlicher Generationen, wie sie sich ihre Erlebnisse aus der Zeit vergegenwärtigen, als sie 21 Jahre alt waren. Diese Installation wurde ebenfalls von Stadt zu Stadt erweitert und immer wieder erneuert präsentiert, u.a. im Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt (2012), am Kunstfest Weimar (2014), beim Adelaide Festival (2018), beim Edinburgh Festival Fringe (2019) und bei der Ruhrtriennale (2021).
Mit dem Langzeitprojekt Death and Birth in My Life (seit 2019) fragt er nach existentiellen Erfahrungen und bringt Menschen zusammen die sich gegenseitig ihre Erlebnisse mit Tod und Geburt erzählen–bislang fanden Gespräche in Magaliesburg, Manchester und München, Kinshasa, Basel, Bamako, Frankfurt, Hannover, Salzburg, Perg und Paris statt. Präsentiert wurde das Langzeitprojekt in Theater- und Museumsräumen (u.a. The Whitworth Manchester, Salzburg Museum, Festival Theaterformen Hannover, Centre culturel suisse Paris, Museum für Kommunikation Bern), seit 2021 existiert auch eine Wohnzimmer-Version.
2020 wird er mit einem Schweizer Theaterpreis ausgezeichnet: «Die künstlerischen Projekte von Mats Staub lassen uns um die ganze Welt reisen und laden dazu ein, uns Zeit zum Zuhören und Zusehen zu nehmen. Ohne simples Spektakel hat Mats Staub über Jahre hinweg eine äusserst kohärente Poesie entwickelt, die uns Porträts von intensiver Menschlichkeit zu schenken vermag. Mit raffinierter Feinheit und minutiöser formaler Strenge befassen sich seine Arbeiten mit unserer intimsten und persönlichsten Dimension und konfrontieren uns mit der Vielschichtigkeit unserer Zeit.» (Cristina Galbiati, Jurymitglied)
Werkchronik
2004–2006 |
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2008–2013 |
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2010–2012 |
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2011–2013 |
Audio-Besichtigung (Metzgergasse; Bundesplatz) |
2012 |
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2012–2021 |
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2013–2017 |
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2015–2019 |
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2016 |
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2017 |
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2018 |
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Seit 2019 |
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Seit 2022 |
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2022/23 |
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2023 |
Presse
«Mats Staub ist der Zauberer der Empathie in der Theaterwelt; er erfindet immer wieder Langzeit-Interview-Projekte, in denen er es schafft, dass wildfremde Menschen in Videos viel von sich preisgeben. Man hört von zerstobenen Träumen, von 1000 Ideen für die Zukunft, alle sind gelassen, offen, ehrlich. Und man denkt über sich selbst nach. Was in den vergangenen Jahren passierte. Ist man selber noch derselbe? Sieht man sich noch ähnlich? Welche Träume hatte man selbst? Staub erschafft ein grandioses Gesellschaftstableau, unaufgeregt und wundervoll wahr, weil es nicht mehr will, als Menschen Menschen sein zu lassen.»
Süddeutsche Zeitung, Egbert Tholl über Jetzt & Jetzt, 01.09.2023
«Mats Staubs Arbeiten sind, im wörtlichen wie im übertragenden Sinne, Erinnerungsmaschinen. Sie holen zentrale Momente des menschlichen Daseins in all ihrer Inkommensurabilität und transformativen Kraft hervor und rufen sie dadurch erst wieder ins Bewusstsein. Sind uns doch mit der Moderne jene Traditionen, Rituale und Institutionen weitgehend abhandengekommen, die Transformationsprozesse wie das Erwachsenwerden oder Sterben anerkennen, begleiten und ihnen Bedeutung verleihen. So finden diese essentiellen, oft auch existenziellen persönlichen Prozesse abgelöst von einer Öffentlichkeit oder Gemeinschaft statt. Indem Staub ihnen Raum gibt, holt er sie zurück in eine Öffentlichkeit, bettet sie ein in einen Kontext des Gemeinsamen. Er tut dies aber nicht als Care-Arbeiter oder Therapeut, sondern explizit als Künstler, der das entstehende Material aus seiner Perspektive bearbeitet, komponiert und kontextualisiert.»
Esther Boldt in Theater heute, Januar 2023
«I felt there was one artistic work at the Ruhrtriennale that connected to humanity — and it wasn’t in a theater. Over the past decade, the Swiss artist Mats Staub has conducted hundreds of interviews with individuals of various ages and backgrounds for “21 — Memories of Growing Up,” which has been installed in a turbine hall in Bochum. Spread over 50 different stations, the video interviews provide varied reflections on maturity, independence and happiness. The project feels like an archive of human strivings and the possibility for rebirth.»
A.J. Goldmann über 21 in The New York Times, 27.08.2021
«Staubs zugewandte, zutiefst menschenfreundliche Arbeiten funktionieren auf Festivals, in Kunstgalerien ebenso wie in Museen. Und im Theater, das stets der Hauptort für seine Arbeiten gewesen ist. (…) Mats Staub bringt Leute zu sich, nicht nur diejenigen, denen er anhand kluger Fragen ermöglicht, über Dinge nachzudenken, die ihnen vielleicht wenig präsent waren, sondern auch diejenigen, die sich diesen meist wildfremden Personen widmen, ihnen zuhören und selbst über die Fragen nachdenken, die von ihm gestellt wurden. So entsteht so etwas wie eine Weltgeschichte in Bruchstücken, „von unten“, denn schnell wird klar, dass alle stets auch von den Großwetterlagen der Welt berührt werden.»
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.11.2019
«Mats Staub schenkt uns die Kunst des Zuhörens.»
bz Basel, 06.06.2019
«Mats Staub erarbeitet mit seinen zahlreichen Projekten eine künstlerische Anthropologie, die so von der Wissenschaft nicht geleistet werden kann. Wiederholte Besuche dieser fabelhaften Arbeit lohnen sich. Garantiert.»
Der Standard, 18.05.2015
Kontakt
Mats Staub
Erkelenzdamm 17
10999 Berlin
mail[at]matsstaub.com
Booking:
Pearl Herbert
pearl[at]auroranova.org
Technical Production:
Hanno Sons
hanno.sons[at]matsstaub.com
Verein zwischen_produktionen
Mats Staub
Rufacherstrasse 12
CH–4055 Basel
post[at]matsstaub.com
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