
Matthias oder Franziska, Astrid oder Robert, Ben oder Emma. Vornamen werden uns in die Wiege gelegt. Einmal beurkundet, bleibt der Name uns ein Leben lang erhalten. Aber welche Rolle spielt der Name eigentlich für unser Leben? Was steckt in ihm? Prägt er uns, oder füllen wir ihn mit Bedeutung? Wie wäre es, ein anderer, eine andere zu sein und mit einem anderen Namen zu leben?
In «Mein anderes Leben» erinnert Mats Staub mit der einfachen Frage ‹Was wäre gewesen wenn…› an den Zufall oder das Schicksal, das durch eine kleine Entscheidung großen Einfluss auf unser Leben hatte. Dabei sammelt er, wie in früheren Projekten, Gesichter und Stimmen – wobei hier an einem Ort sehr viele Menschen zu Wort kommen, genauer gesagt zu genau einem: ihrem anderen Namen.
Presse
«Es ist ein leichter Film, ein fröhliches Starren auf und Studieren von Gesichtern, meist von Menschen, die man nicht kennt – aber deren Geschichte man plötzlich zu kennen glaubt. Es ist ein Film, bei dem man wegdriften darf, bei dem man damit beginnt, zu philosophieren – auch darüber, was mit einem selbst so geschehen wäre.»
Die Presse, 23.08.2017
«Heide Merk, ex-Vize-Ministerpräsidentin Niedersachsens, wäre ein Peter geworden, Sterne-Sänger Frank Spiker eine Andrea und Martine Dennewald, die Künstlerische Leiterin der Theaterformen, Marc. Sie und 206 andere Besucher, Mitarbeiter und Mitwirkende des Festivals hat Mats Staub gebeten, nachzudenken, was denn gewesen wäre, wenn: wenn sie mit dem anderen Geschlecht geboren worden wären. Die Videoaufnahmen davon, die während der ersten Festivaltage in einer verdunkelten Kammer im Foyer entstanden, hat er zu einem stillen Meisterwerk verdichtet: ‹Mein anderes Leben›. Sie haben ihren anderen Namen genannt, jenen, den sie bekommen hätten, wenn sie nun nicht als Junge beziehungsweise als Mädchen auf die Welt gekommen wären. Man sieht Menschen bei der Einkehr. Manche lachen, andere gucken zweifelnd, wieder andere sinnieren – über verpasste Gelegenheiten oder ergriffene? Wer weiß das schon? Eine Laszlo atmet tief durch, eine kleine lockige Philipp kichert kräftig. ein Chantale ist auch dabei und sieht nicht glücklich aus. Was wäre gewesen, wenn? Das fragt man sich auch als Zuschauer des gut 45 Minuten langen Films. Die Sicht auf den anderen wird zum Blick auf das eigene Leben – dieses Grundprinzip der Bühnenkunst wird hier so leise, so eindringlich und so rührend verbildlicht, dass es tief in die Seele greift. Wundervoll.»
Neue Presse, 09.07.2015
«Das Material, mit dem Mats Staub arbeitet, ist die Erinnerung. Seine Arbeiten waren schon mehrfach bei den Theaterformen zu sehen. Aber so reduziert, so sprachlos war noch keines seiner Projekte. Die Möglichkeitskunst, die er hier zeigt, irritiert und berührt (…) Es ist dieser eine Moment, in dem jemand plötzlich ganz bei sich ist, in dem zu sehen ist, wie da jemand über sich und sein Leben nachdenkt und sich fragt, ob es auch anders hätte verlaufen können.»
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 09.07.2015
Stationen
Madrid, Conde Duque, 15. November 2019–26. Januar 2020
Paris, Centre culturel suisse, 13. September–6. Oktober 2019
Lausanne, Théâtre Vidy, Festival 'programme commun', März 2018
Alpbach, European Forum Alpbach, August 2017
Rom, Short Theatre Festival, September 2015
Hannover, Festival Theaterformen, Juli 2015
Fribourg, Festival Belluard Bollwerk International, Juni 2015
Credits
Idee, Konzept, Leitung: Mats Staub
Kamera: Benno Seidel
Musik: Andrea Brunner
Grafik: Krispin Heé
Produktionsleitung: Klaas Werner, Elisabeth Schack
Produktion: zwischen_produktionen
Koproduktion: Festival Belluard Bollwerk International, Festival Theaterformen, Short Theatre Festival Rom, European Forum Alpbach, Conde Duque Madrid