Menschen unterschiedlichen Alters lassen, ohne zu erzählen, ihr Liebesleben Revue passieren–sie nennen allein die Vornamen derjenigen Personen, die sie geliebt haben. Die Namensreihen reichen von einem einzigen Namen zu fast zwanzig und die Pausen sind unterschiedlich lang, in denen erinnert, überlegt und auch entschieden wird, was jetzt wirklich Liebe war und was nicht ganz. 

Die Namen der Liebe ist 2012 einmalig präsentiert worden, auf der jetzigen Nordbühne der Gessnerallee in Zürich, die damals als Lagerraum genutzt wurde. Die Besucher:innen bewegten sich im Halbdunkeln durch das Lager und sahen die Gesichter der Erinnernden auf  in unterschiedlicher Höhe platzierten Röhrenmonitoren und sie hörten über Lautsprecher eine Soundcollage der verschiedenen Stimmen und Namen, der gesamte Raum war davon erfüllt. Pro Monitor war eine Person im Loop zu sehen, wie sie die Namen der von ihr geliebten Menschen erinnert und ausspricht. Diese konnte man aber nur verstehen, wenn man sich nahe zum jeweiligen Bildschirm beugte, so dass sich immer wieder temporäre Paarungen von Besuchenden mit erinnernden Gesichtern bildeten.

Die Namen der Liebe | Trailer

Presse

«Eine Namensymphonie wird man hören, wenn man den Ausstellungsraum in der Gessnerallee betritt; auf Bildschirmen wird man die Befragten sehen, wie sie die Namen ihrer Lieben nennen–und dann wird man sein eigenes Liebesleben Revue passieren lassen. Vielleicht wird man ein wenig in sich hineinseufzen, wenn man sich an all die Verflossenen erinnert. Aber immer wird man dabei in die Gesichter von anderen schauen, die auch geliebt haben. Und man wird von unzähligen Namen umgeben sein, von denen jeder für einen Menschen steht, der mindestens einmal geliebt wurde. So schön!»
Züritipp, 12.04.2012

«Entstanden sind kurze Videos, die oft nicht viel länger sind als ein Liebeslied. Und doch steht jede Namensreihe für ein ganzes Liebesleben. Zu einigen Bildschirmen kann man sich hinsetzen, andere sind so positioniert, dass man sich leicht bücken muss, damit man die Namen auf den leise eingestellten Tonspuren verstehen kann. So entsteht eine intime Nähe, wenn man die Namen der Geliebten hört. Ein Ferdinand wird genannt. Wer das wohl war? Die grosse Liebe, ein kurzer Flirt oder doch nur eine Enttäuschung? Wir werden es nicht erfahren. Gleich mehrere Geheimnisse behält jene Frau, die zwischen den einzelnen Namen lange Pausen macht und sich dabei offensichtlich an Menschen erinnert, die sie uns verschweigt. Das ist ihr gutes Recht, denn schliesslich ist das voyeuristische Detektivspiel nur eine Ebene von Staubs Installation. Eine zweite erreicht man, wenn man sich zu den Lautsprechern stellt, die an den Tragebalken des Raums montiert sind. Von hier aus überblickt man alle Bildschirme und hört Collagen, die aus den einzelnen Namensreihen zusammengeschnitten wurden. Man beginnt, Memory zu spielen. Der eben genannte Ken wurde doch von jenem jungen Mann da hinten geliebt. Und Ferdinand gehört doch zu der Dame da drüben, die nur ausgestorbene Namen nennt. Und dann beginnt man sich selbst an all jene Menschen zu erinnern, die man geliebt hat: die Verflossenen, die Überschätzten, die Unerreichbaren und die Unsterblichen. Ach…»
Tages-Anzeiger, 16.04.2012

Credits

Idee, Konzept, Leitung: Mats Staub
Kamera: Matthias Stickel
Einrichtung: Monika Schori
Ton: Andrea Brunner
Produktion: zwischen_produktionen
Koproduktion: Gessnerallee Zürich

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