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Bei Intime Revolution wird ein Quartier-Café, eine Theaterbar oder ein Partyschiff in eine Vinothek verwandelt. Die Besucher:innen werden von Kellner:innen zum Platz geleitet und dort fürsorglich betreut. Die Menükarte präsentiert eine kleine, feine Auswahl an guten Weinen (auch nicht alkoholischen) und zwölf Erzählungen von sexuellen Biographien. Für den ersten Teil des Abends können zwei längere Geschichten ausgesucht werden, und nach einer Pause nochmals zwei kürzere. Von «Shirin, 19» bis «Annemarie, 70» wird jede mit einem Zitat und wenigen Stichworten vorgestellt, wobei man sich pro Tisch auf ein Menü einigen muss. Die Kellner:innen bringen das Gewünschte auf einem iPod an den Platz, alle ziehen Kopfhörer an und dann wird es für gut 45 Minuten ganz still im Raum: man hört für sich, kann aber auch den anderen beim Zuhören zuschauen und spüren, wie die Tischnachbar:innen reagieren.

Sex ist zwar medial omnipräsent, aber ein ehrliches und genaues Sprechen darüber findet nur selten statt. Die Autorin und Regisseurin Anna Papst und Mats Staub haben sich in diesem gemeinsamen Langzeitprojekt auf die Suche nach Menschen gemacht, die in ihrem Sexualleben einen Bruch hatten und darüber nachdenken und erzählen wollen. Für viele Teilnehmer:innen war es eine entscheidende Bedingung, dass sie völlig unerkannt bleiben können. In diesen Fällen hat Mats Staub aus den manchmal stundenlangen Erzählungen eine Audio-Rohfassung editiert, die dann von Anna Papst zu einem Text verdichtet wurde, und dieser ist von einem Sprecher oder einer Sprecherin ähnlichen Alters neu eingesprochen worden. Seit der Uraufführung nehmen aber auch Besucher:innen der Vinothek teil, deren Erzählungen dann mit Originalstimmen zu hören sind und so wird das Menu von Ort zu Ort vielfältiger.

Presse

«Alle Erzählungen, die ich gehört habe (vier von neun), und alle Verlautbarungen im Umfeld der Performance, die ich gelesen habe, sind geprägt von einem intensiven Glauben an die heilsame Kraft des Wortes. Die omnipräsente Überzeugung lautet: Denkt nur nicht, dass 'alles klar' ist und dass der/die andere schon 'spürt', was mir gut tut. Sagt, was ihr empfindet! Glaubt nicht an das Totschlagargument vom 'Zerreden'! In einer Welt, in der wir mit sexuellen Klischees und Grobheiten bombardiert werden, ist eine differenzierte erotische Sprache von grosser, auch politischer Wichtigkeit. Die optimistische Grundstimmung des Abends wird verstärkt durch den Charakter der Erzählungen: sie berichten von überwundenen Krisen. Nicht, dass alle Probleme gelöst wären, das nicht, aber die Hauptkrise ist doch mehr oder weniger erfolgreich überwunden worden. Als Zuhörende:r geht man nachdenklich und zufrieden nach Hause.»
bajour, 04.05.2023

«Das ist das intim-revolutionäre an diesem Projekt: als Zuhörerin tauche ich ein in einen Bereich der als gegeben, bekannt und natürlich erscheint–dass dem nicht so ist, beweist Intime Revolution auf leise und berührende Weise.»
SRF 2 Kultur, 23.08.2022

«Am besten einfach anhören und wissend schweigen.»
Republik, 24.08.2022

Stationen

Credits

Konzept, Leitung

Anna Papst & Mats Staub

Szenographie

Luana Paladino

Sprecher:innen

Robert Baranowski, Thomas Douglas, Silke Geertz, Carolin Jakoby, Florentine Krafft, Agnes Lampkin, Kilian Land, Emily Magorrian, Elayne Phillips, Ursula Reiter, Suly Röthlisberger, Carina Thurner, Beren Tuna, Ondrej Vidlar, Lea Whitcher

Aufnahme, Schnitt, Mastering

Philip Bartels

Interviews, Texte

Anna Papst

Interviews, Montage

Mats Staub

Dramaturgie

Nina Bade

Übersetzung

David Tushingham

Musik

Franz Schubert (Klavier: Philip Bartels)

Grafik

Studio Krispin Heé (Krispin Heé, Tim Wetter)

Keramikvasen

Karin Kurzmeyer

Technik

Hanno Sons, Benno Seidel


Produktionsleitung

Katharina Rückl, Zoë Hars, Barbara Simsa

Beratung

Kristina Marlen, Alexander Hahne, Jessica Sigerist


Produktion

zwischen_produktionen

Koproduktion

Ruhrtriennale, Zürcher Theater Spektakel, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt, Kaserne Basel, Kleintheater Luzern

Unterstützung

Stadt Zürich Kultur, Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung, Ernst Göhner Stiftung, Kanton Zürich Fachstelle Kultur, Migros Zürich

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