Meine Grosseltern
Was weiss ich vom Leben meiner vier Grosseltern?
Erinnerungen an Grosseltern sind zunächst Kindheitserinnerungen an alte Menschen. Was aber wissen wir von früher, als die Grosseltern jung waren? Sie sind unsere persönlichste Verbindung in eine Vergangenheit, die wir nur aus Filmen und Büchern kennen. Aber wie lebten und liebten die Grosseltern in jener Zeit? Und, was ist uns davon geblieben?
Im Langzeitprojekt Meine Grosseltern|Erinnerungsbüro ging Mats Staub diesen Fragen nach, in dem er Enkelinnen und Enkel verschiedensten Alters zum Gespräch bat–dabei entstand in zwölf Städten ein internationales Archiv subjektiver Geschichten und eine Sammlung von Fotografien, die die Grosseltern in jungen Jahren zeigen. An jeder Station wurde eine spezifische Auswahl der gut 300 Erzählungen als Audio-Ausstellung präsentiert, zugleich wurden im Erinnerungsbüro vor Ort neue Geschichten gesammelt. Erzählungen von 39 Enkel:innen sind hier online zugänglich.
Meine Grosseltern blickt auf die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts, aber es stellt die Generation der Nachgeborenen ins Zentrum: Die Enkel:innen erzählen nicht als Zeitzeug:innen, sondern von einer Zeit, die sie nur vom Hörensagen kennen–sie konstruieren eine Erzählung aus ihren Erinnerungen an Erzählungen. Die Audio-Ausstellung führt in einen Kosmos spannender und spekulierender Geschichten–und sie stellt zugleich persönliche Fragen nach Herkunft und Identität, Erinnern und Vergessen, Legende und Wahrheit.
Publikation
Im Fotobuch Meine Grosseltern / My Grandparents versammelt Mats Staub Grosseltern unterschiedlicher Generationen: Die Älteste der Grossmütter verstarb 1945, die Jüngste wurde 1939 geboren. Aus den Erinnerungen der Nachgeborenen destilliert Mats Staub rudimentäre biografische Angaben und Begebenheiten. In Verbindung mit den Bildern ergeben sich Knotenpunkte, die ein Netz aus unzähligen Leerräumen bilden und an denen sich Imaginationen entzünden.
Edition Patrick Frey N° 94, 2010
Gebunden, 192 Seiten
115 S/W- und Farbabbildungen, 15×21cm
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Presse
«Nur gute Geschichten»
Frankfurter Rundschau, 12.09.2012
«Reizvoll sind die Geschichten, weil Brüche nicht nur sicht-, sondern gerade auch hörbar werden. Im Gegensatz zum Körper gelingt es der Stimme oftmals nicht, das Innenleben der Person zu verbergen. So lässt der Ton als Medium Intimität beim Zuhören entstehen. Die Bruchstellen der mal mehr, mal weniger bewusst reflektierten Geschichten lassen spürbar werden, dass es jetzt der Erzähler selbst ist, der auf sein Wissen, seine Erfahrung zurückgreift, um die eigentlich nicht schliessbaren Lücken mit seiner persönlichen Logik zu verkitten. Und der Zuhörende beginnt, seine eigene Geschichte zu reflektieren, seine eigene Herkunft, sein eigenes Erinnern und Vergessen.»
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.01.2013
«Beim Zuhören entstehen Bilder fremder Menschen, und erstaunlicherweise (re)konstruiert man dabei auch die Erinnerung an die eigenen Grosseltern. Sehr merkwürdig: Die Beschäftigung mit dem Schicksal ganz fremder Menschen führt zurück zur eigenen Geschichte. Was als Besuch bei Fremden beginnt, wird zu einer Art Selbstvergewisserung.»
Theater heute, 8/9 2009
«Je länger man sich durch die Geschichten von Krieg, Eisernem Vorhang und Ehealltag zappt, desto heilloser scheinen sich Erinnerungen und Legenden zu verstricken, sodass man letztlich über die Grosseltern genauso viel erfahren hat wie über die Verdrängungs- und Mythologisierungsstrategien ihrer Enkel. Vor allem aber gelingt es Staub, beiläufig das Verhältnis zwischen Individuellem, System- und Generationstypischem herauszuarbeiten.»
Der Tagesspiegel, 17.06.2009
«Die Stimmen aus den Kopfhörern vermitteln eine besondere Intimität. Der Sprachduktus der Erzähler und ihr Hang zur Interpretation machen das Zuhören zu einem persönlichen Erlebnis, zu einem Lauschen ins Private, das hier unvermeidlich politisch wird.»
Der Standard, 27.05.2009
Stationen
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Bern |
Credits
Idee, Konzept |
Mats Staub |
Mitarbeit, Grafik |
Svetlana Marchenko |
Szenografie |
Monika Schori (Bern, Zürich, Solothurn, Hannover, Genf & Audio-Ausstellungen); Martina Ehleiter (Basel); Eva-Maria Schwenkel (Wien); Iris Holstein (Hamburg) |
Dramaturgie |
Karl Baratta (Basel); Silvie von Kaenel (Solothurn); Elisabeth Schack (Wien) |
Assistenz |
Maria Ursprung (Basel); Sam Mosimann (Solothurn) Simone Eisenheld, Stefanie Sourial (Wien); Swantje Nölke (Hannover); Nathalie Garbely (Genf); Olivia Ebert (Frankfurt); Käthe Hientz (Stuttgart) |
Produktionsleitung |
Martin Handschin, imRaum |
Technik |
Alesandra Beiro, Stefan Marti |
Fotografie |
Tanja Dorendorf + Toni Suter, T+T Fotografie |
Support |
Erik Thurnherr, Texetera (Programmierung iPods); Rolf Büttikofer (Ton, Bern); Oliver Koinig (Ton, Wien); Jan Wagner (Kamera, Wien) |
Produktion |
zwischen_produktionen, imRaum |
Koproduktion |
Theater Basel, Theater Chur in Kooperation mit Auawirleben Bern,Theater Biel Solothurn, Zürcher Theater Spektakel, Wiener Festwochen,Theaterformen Hannover, Théâtre du Grütli, Schauspielhaus Hamburg |
Unterstützung |
Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung, Migros-Kulturprozent, Ernst Göhner Stiftung, Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft, Stanley Thomas Johnson Stiftung, L'arc – Littérature et atelier de réflexion contemporaine |