Zehn wichtigsten Ereignisse meines Lebens
Was sind, von heute aus gesehen, wichtige Ereignisse meines Lebens? Welches Portrait von mir entsteht, wenn ich genau zehn wichtigste Ereignisse meines Lebens beschreibe?
Das erste web-basierte Langzeitprojekt von Mats Staub begann 2013 mit zwei ineinandergreifenden Formaten: als frei zugängliche, redaktionell kuratierte Online-Sammlung und mit Plakat-Ausstellungen. Beide Formate wollten die Besucher:innen dazu anregen, selbst zur Sammlung wichtigster Ereignisse beizutragen. Alle waren mit dieser Anleitung zur Teilnahme eingeladen:
1. Notiere das heutige Datum.
2. Schreibe deinen Vornamen und dein Geburtsjahr auf.
3. Schreibe in chronologischer Reihenfolge alle Orte auf, an denen du gewohnt hast. Markiere den oder die aktuellen.
4. Schreibe in chronologischer Reihenfolge alle Berufe auf, mit denen du Geld verdient hast. Markiere den oder die aktuellen.
5. Bestimme zehn wichtigste Ereignisse deines Lebens. Es müssen nicht DIE zehn wichtigsten sein, sondern zehn wichtigste Ereignisse, die du heute, gerade jetzt, in die Liste aufnehmen willst.
6. Beschreibe jedes Ereignis so kurz wie möglich. Versuche, nur den Moment des wichtigsten Ereignisses zu beschreiben. Es braucht keine Erklärungen und keine Kommentare. Formuliere im Präsens und in der Ich-Form.
7. Ordne die Ereignisse chronologisch. Datiere sie mit Monat und Jahr. Falls du den Monat nicht genau weißt, schätze ihn.
8. Ändere alle Namen, die für die Welt nicht erkennbar sein sollen. Du kannst auch deinen Namen ändern.
9. Sende deine Liste an die Redaktion oder verwende das Formular auf zehn-wichtigste-ereignisse.net
Jede Einsendung wurde von zwei Personen im Redaktionsteam gelesen und bearbeitet: einerseits sollte die Chronologie eingehalten und die Berufe einheitlich geschrieben sein, andererseits waren Ereignisse manchmal allzu erklärend oder aber zu kryptisch beschrieben. Per E-Mail wurde den Teilnehmenden Nachfragen gestellt und Kürzungen oder Umformulierungen vorgeschlagen. Erst wenn beide Seiten mit der redigierten Version einverstanden waren, wurde die Liste auf der Website publiziert.
Einzelne Listen wurden im Weltformat gedruckt und je nach Raum zu Plakat-Ausstellungen zusammengestellt, wobei eine Liste an einem Ort nur als Unikat zu sehen war. 2013 fanden Ausstellungen in Kooperation mit dem 30-Jahre-Jubiläum des Verbandes der freien Theaterschaffenden in der Deutschschweiz bei vielen Spielstätten der freien Theaterszene statt. 2014 wurden erstmals nur einzelne Ereignisse im öffentlichen Raum in Frankfurt plakatiert, 2017 auch in Buenos Aires und Santiago de Chile.
Für die Sammlung im spanischsprachigen Raum (ab Januar 2017) wurde unter der Domain diezmomentos.net eine neue Website erstellt, die stärker auf den Gebrauch des Mobiltelefons ausgerichtet war. Insgesamt sind gut 400 Listen auf einer der Webseiten veröffentlicht, wo sie auch nach Jahr, Ort oder Stichwort aufgelistet werden können.
Aufgrund des grossen redaktionellen Betreuungsaufwandes werden keine weiteren Listen gesammelt–alle, die das Projekt für sich selber durchführen möchten, können weiterhin der Anleitung folgen, bloss die letzen Punkte sind nun abgeändert:
8. Bewahre die Liste an einem sicheren Ort auf.
9. Schaue sie in einem Jahr oder in fünf Jahren wieder an. Welche neuen wichtigen Ereignisse gehören auf die Liste? Welche können wegfallen, damit es wieder zehn sind?
Publikation
Im Buch Zehn wichtigste Ereignisse meines Lebens sind tausend wichtigste Ereignisse versammelt: Mats Staub hat eine Auswahl von hundert Listen nach Geburtsjahr geordnet, von Charlotte, geboren 1922, bis Resa, geboren 1994–und in einer Chronik führt er diese Ereignisse von April 1931 bis März 2014 zu einer so persönlichen wie lückenhaften Weltgeschichte zusammen.
Salis Verlag (2014)
Broschur, 396 Seiten, vierfarbig, 11.5×17cm
Das Buch kann aktuell nur per Mail bei lectorbooks bestellt werden.
Presse
«Es ist Kunst–und alle sind eingeladen. Das ist wunderbar.»
SRF 2 Kultur, 15.11.2014
«Es ist eine Sache, die beim Publikum kein ‹Ooh› und kein ‹Wow› hervorrufen will. Sondern auf einen neuralgischen Punkt abzielt, der–einmal stimuliert–innere und tendenziell eher stille Bilder wachruft oder gar zeichnet.»
Tages-Anzeiger, 13.03.2013
«Zu lesen sind Lebensläufe voller Lücken, die zugleich extrem verdichtet und aufs Wichtigste reduziert sind. Anhand von je zehn Erinnerungen eröffnen sich Einblicke ins Leben von Fremden, die die Fantasie anregen. Und die einen geradezu auffordern, sich selbst zu fragen: Wenn ich die zehn prägendsten Ereignisse meines bisherigen Lebens beschreiben würde, welche würde ich wählen?»
Der Sonntag, 30.12.2012
Stationen
2017 |
Wien |
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Santiago de Chile |
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Buenos Aires |
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Dresden |
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2015 |
Basel |
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Weimar |
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Stuttgart |
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2014 |
Braunschweig |
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Frankfurt |
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2013 |
Chur |
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Aarau |
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Zürich |
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Basel |
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Bern |
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Zürich |
Gessnerallee & Theater Winkelwiese & Theater Rigiblick & Fabriktheater Rote Fabrik |
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Luzern |
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Basel |
Credits
Idee, Konzept |
Mats Staub |
Mitarbeit, Redaktion |
Anna Papst, Nadine Tobler, Evelyne Zinsstag, Catarina Schwendener (Deutsch & Englisch); Ana López Escudero, Fran Tursi, Lara Ortiz, Miriam Ugarte, Patricio de la Torre Becerra, Julia Romero, Virginia Jakim (Spanisch) |
Grafik |
Krispin Heé, Katharina Reidy (Deutsch); Krispin Heé, Samuel Bänziger (Spanisch) |
Programmierung Website |
Basil Philipp, Andras Heé (Deutsch); Philipp Schäfer (Spanisch) |
Szenografie |
Luana Paladino, Nathalie Brunner |
Produktionsleitung |
Judith Rohrbach (Deutsch), Ana López Escudero (Spanisch) |
Unterstützung |
Pro Helvetia, Migros-Kulturprozent, Fondation Nestlé pour l'Art, Stadt Zürich Kultur, Kanton Zürich Fachstelle Kultur, Fuka-Fonds Luzern, Kanton Luzern Bildungs- und Kulturdepartement, Aargauer Kuratorium, Stadt Aarau, Swisslos-Fonds Basel Stadt, Jubiläumsstiftung der Basellandschaftlichen Kantonalbank, Swisslos Kulturförderung Kanton Graubünden, L'arc–Littérature et atelier de réflexion contemporaine |